Brisante Fakten ein Jahr nach dem AKW-Aus: "Wohlstandsverlust in Milliarden-Höhe"

Felix Rupprecht

16.04.2024 - 05:07 Uhr

Wie kommen wir wirklich mit dem AKW-Aus klar? Ein Jahr nach dem deutschen Atomausstieg hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) die Entscheidung zur Abschaltung der letzten Meiler ausschweifend gelobt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist sehr zufrieden mit der Bilanz nach einem Jahr AKW-Aus
Foto: Liesa Johannssen/REUTERS

Alle an die Wand gemalten Schreckensszenarien seien nicht eingetreten, sagte der Grünen-Politiker. "Wir sehen heute, dass die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise auch nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO2-Emissionen ebenfalls runtergehen."

Im Strombereich sehe man, dass die Reformen griffen. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt richtig Fahrt auf, wir vereinfachen und beschleunigen Genehmigungsverfahren.

Stimmt das wirklich?

Strompreise

Prof. Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zu BILD: "Klar ist, auch wenn es schwer ist, dies genau zu beziffern: Die Strompreise in Deutschland lägen durch einen Weiterbetrieb der AKWs niedriger als aktuell."

In Zeiten hoher Stromnachfrage, aber fehlenden Angebots aufgrund von Dunkelflauten, hätte den die AKWs einen stark dämpfenden Effekt auf den Strompreis, in Zeiten mit viel Wind und Sonne gibt es kaum einen Dämpfungseffekt.

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Ökonom Frondel stellt klar: "Die Abschaltung der Kernkraftwerke in den vergangenen Jahren bedeuten eine klaren Wohlstandsverlust für Deutschland in Milliardenhöhe."

Die Ökonomin und Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm geht in einer Analyse davon aus, dass die Stromkosten trotz sinkender Produktionskosten in den nächsten Jahren nicht sinken, sondern bis 2040 leicht ansteigen (8,11 Cent/kWh) werden.

Die weitere Entwicklung des Strompreises hängt vor allem von Netzausbaukosten, die in der Studie noch gar nicht berücksichtigt sind. Und die werden durch die Decke gehen!

Stromimporte

Erstmals seit dem Jahr 2002 sei Deutschland im Jahr 2023 wieder zum Nettoexporteur von Strom geworden. Wir haben 12 Milliarden Kilowattstunden (kWh) mehr an Strom importiert als wir exportiert haben. Im Jahr 2022 hat Deutschland netto noch 29 Milliarden kWh exportiert.

Und 2024 sind wir bereits in den Wintermonaten Nettoimporteur!

"Anstatt selbst kostengünstigen Atomstrom zu produzieren, importieren wir nun verstärkt Strom aus dem Ausland, ironischerweise oftmals auch Atomstrom aus Frankreich", so Frondel.

Doch vom Wirtschaftsministerium hieß es gegenüber BILD: "Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien werden konventionelle Kraftwerke im Inland und wegen der europäischen Marktkopplung auch im Ausland immer weniger zum Einsatz kommen. Dadurch sinken die Stromimporte nach Deutschland und steigen die Stromexporte aus Deutschland."

Bisher ist das FALSCH! Die Stromimporte stiegen zuletzt massiv an.

CO2-Ausstoß

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Die CO2-Emissionen sind in Deutschland tatsächlich massiv gesunken - laut Umweltbundesamt um rund 10 Prozent - und das trotz des Atomausstiegs.

ABER: "Hauptgrund sind wirtschaftliche Schwäche und die Produktionsreduktion in der Industrie aufgrund der noch immer hohen Energiepreise", so Frondel. Selbst die grüne Lobbygruppe Agora Energiewende sagt: "Die Emissionsminderung ist überwiegend kein klimapolitischer Erfolg.

Ökostrom-Ausbau

Aktuell liegt die Realisierungsdauer für Windräder (das ist der Zeitraum zwischen Zuschlag bei der Ausschreibung und Inbetriebnahme eines Windrads) bei sagenhaften 26 Monaten.

Heißt: Wie viel im Jahr 2024 zugebaut wird, hat sich vor allem in den Jahren 2021 und 2022 entschieden.

Bisher läuft es 2024 - vor allem beim Wind - äußerst dürftig!

Unsere Bürokratie lähmt den Ausbau der erneuerbaren Energien!

Und die Lage wird nicht besser. Hat vor einigen Monaten noch ein Genehmigungsstau für den Schwertransport von Windradteilen den Ausbau gebremst, sind es jetzt die Genehmigunsbehörden der Länder, die nicht hinterherkommen.

Antje Eckert, Vize-Chefin des deutschen Branchenführers Nordex erklärt BILD: "Verzögerungen durch langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren" führen aktuell zu einem Ausbau, der "geringer als gewünscht" ist.


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